TitanicEin Mythos als Jubiläumsstück

Jahr: 2014

Story und Buch: Peter Stone

Musik und Liedtexte: Maury Yeston

Der Untergang der „Titanic“ ist der wohl berühmteste Unglücksfall der Geschichte. Keine andere Katastrophe hat so viele Legenden hervorgebracht und berührt uns so sehr wie das Sinken dieses größten, schnellsten und luxuriösesten Schiffs seiner Zeit, das 1500 Menschen mit sich in den Tod riss. Die Jungfernfahrt der „Titanic“ wurde in unzähligen Büchern und Filmen ebenso minutiös dokumentiert wie die dramatischen Ereignisse zwischen 23.40 Uhr am 12. April 1912, als das Schiff mit einem Eisberg kollidierte, und 02.18 Uhr am nächsten Morgen, als das Heck des Dampfers, nach dem Auseinanderbrechen des Rumpfes aufrecht stehend wie ein Korken im Wasser, in den Fluten des Nordatlantik versank. Seit im Jahr 1985 ein Tauchboot das Wrack der „Titanic“ in fast 4000 Metern Tiefe entdeckte und die Fotos dieser Expedition um die Welt gingen, scheint auch das letzte Geheimnis gelüftet, und der mit elf Oscars ausgezeichnete Hollywood-Blockbuster „Titanic“, einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, hat das Schicksal des Schiffes endgültig im Gedächtnis von Millionen verankert.

 

Die Musical-Version der Geschichte zeigt auf der Bühne, was die besondere Faszination des Mythos „Titanic“ ausmacht. Die Katastrophe brach aus heiterem Himmel über ihre Opfer herein. 1912 ahnte man noch nichts von den Schrecken der Weltkriege, die Perspektive auf den technischen Fortschritt war geprägt von einem ungetrübten Glauben an die Segnungen der modernen Zivilisation. „Es ist eine Zeit voller Glanz und Pracht!“, so feiert die erste Klasse im Stück das beginnende 20. Jahrhundert, umgeben von märchenhaftem Luxus: Vier der reichsten Männer der Welt sind mit an Bord! Das „achte Weltwunder“ Titanic verkörperte die Selbstgewissheit seiner Erbauer, die Natur und ihre Widrigkeiten mühelos beherrschen zu können. „Wir erschufen unser Wunder auf dem Wasser“, mit dieser Überzeugung tritt Thomas Andrews, der Chefkonstrukteur, vor das Publikum. Doch auch eine andere Verheißung stach mit der „Titanic“ in See. Viele Passagiere waren Auswanderer, für die mit der Überfahrt nach Amerika eine goldene Zukunft beginnen sollte. Ein Schiff als Symbol für Fortschritt, Größe und Hoffnung: „Leg ab, Titanic! Nimm das Glück an Bord! Alle Leinen los, und in deinem Schoß trägst du mich warm und sicher fort…“

Vor diesem Hintergrund erscheint das Unglück der „Titanic“ umso schmerzhafter, und es weist weit über sich hinaus: „Vorbei mit erster, zweiter, dritter Klasse, nur Menschen noch, die keine Schranke mehr hält!“ – Reichtum rettet kein Leben, aber auch die Träume der Armen erfüllen sich nicht, wenn die Gewalt der Natur die menschliche Hybris bestraft. Das ist die düstere Botschaft der „Titanic“, die das Musical nicht verschweigt. Aber sie wird überstrahlt von einer anderen. Denn im Angesicht des Todes zeigt sich auf dem sinkenden Schiff auch, dass es eine Möglichkeit gibt, mutig und stolz seinem Schicksal gegenüberzutreten, und dass wenigstens die Kraft der Liebe auch die größte Katastrophe überwinden kann: „Bricht der Morgen auch niemals an, halt mich noch einmal, als wär’s für immer, wir sehn uns wieder irgendwann!“

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